28 63. Deutscher Schützentag Berichte antwortung vom ehrenamtlichen Präsidium persönlich getragen und geleistet werden, stammt bereits aus der Gründerzeit des Deutschen Schützenbundes, aus dem 19. Jahrhundert. Heute sieht sich die Verbandsführung in einem engen Geflecht von immer komplexer werdenden Anforderungen, einer wachsenden Themenvielfalt und zunehmenden gesetzlichen Vorgaben – im juristischen Bereich (Stichworte: Anti-Doping, Datenschutz, Umweltrecht, Waffenrecht, Haftungsfragen), generell im Bereich des Managements und der Dienstleistungsfähigkeit angesichts stetig steigender Nutzererwartungen. Zwar besteht kein akuter Handlungsbedarf, aber es ist absehbar, dass das alte Modell der Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und Hauptamt nicht mehr in allen Bereichen greifen kann. Es gilt, die altbewährte Zusammenarbeit zukunftsfähig zu machen. Wir wollen den gestiegenen Ansprüchen durch mehr Professionalisierung gerecht werden. Ziel ist es auch, haftungsrechtlich eine präzise Trennung zwischen Verantwortung, Aufsicht und Haftung zu erreichen. Die Rechte der Landesverbände und des Gesamtvorstands sollen in keinem Fall beschnitten werden. Unsere Strukturreform ist ein „Work in Progress“ in enger Abstimmung mit den Landesverbänden. Workshops haben stattgefunden, und bis zur Herbstsitzung 2023 des Gesamtvorstands steht die „Agenda 2025“ auch online zur Diskussion. Eine Entscheidung wird frühestens die Delegiertenversammlung beim Deutschen Schützentag 2025 fällen. Ein Tagesordnungspunkt beim 63. Deutschen Schützentag im Landkreis Heidekreis wird ein Antrag auf Anpassung des Mitgliederbeitrags sein. Ich weiß, dass eine Beitragserhöhung nie ein angenehmes Thema ist und die Diskussion darüber nie zum richtigen Zeitpunkt kommt. Das Präsidium hat sich nach intensiven Diskussionen und eingehender Prüfung der Haushaltszahlen dazu entschieden, diesen Antrag jetzt zu stellen. Aus den Berichten des Vizepräsidenten Finanzen von den letzten Schützentagen und aus den Urteilen der gewählten Rechnungsprüfer wissen Sie, dass unsere Finanzplanung immer sehr vorsichtig, sparsam und nachhaltig ausgelegt ist. Nur so konnten wir in den letzten Jahren wichtige und aufwändige Projekte schultern und realisieren, ohne teure Kredite aufnehmen zu müssen, wie das in früheren Zeiten oft der Fall war. Sämtliche Mittel wurden immer so geplant, dass die Liquidität des Verbandes jederzeit gesichert war und Rücklagen zur Bedarfsdeckung zur Verfügung standen beziehungsweise planmäßig in Anspruch genommen werden konnten. Wir stellen den Antrag deshalb auch nicht aus einer akuten Notlage heraus, sondern im Sinne einer vorausschauenden, verantwortungsbewussten Finanzplanung für die Zukunft des Gesamtverbands. Denn es ist absehbar, dass die Steigerung der Energiepreise und weiterer Sachkosten in Folge des Ukrainekriegs und die in den letzten Jahren hinzugekommenen, zusätzlichen Aufgaben den DSB aufgrund seiner Größe in besonderem Maß treffen werden. Sie werden Kosten verursachen, die bei gleichbleibenden bzw. zum Teil sogar sinkenden Einnahmen zu weiteren negativen Jahresabschlüssen führen werden, wenn nicht der Leistungsumfang reduziert werden soll. Die Rücklagen, von denen wir im Moment noch zehren können, die über die letzten Jahre aufgebaut wurden und die die negativen Haushaltsabschlüsse der Jahre 2022 bis 2024 ausgleichen können, werden reduziert und schließlich aufgebraucht sein. Der Verband wird seine Handlungsfähigkeit und Flexibilität verlieren. Auch die Vertreter der Landesverbände im Bundesausschuss Finanzen und unsere Rechnungsprüfer sehen das so. Genaueres entnehmen Sie bitte dem Bericht des Vizepräsidenten Finanzen und dem Argumentationspapier im vorliegenden Berichtsheft. Für die notwendige Anpassung der Beiträge in allen Altersbereichen planen wir ganz bewusst einen langen Vorlauf und kleine Zwischenschritte bis 2027. Wir haben uns diesen Schritt nicht leicht gemacht. Hier gilt das Gleiche wie bei der „Agenda DSB 2025“ – es geht um die Zukunft des Verbands und die sollten wir gemeinsam verantwortungsbewusst im Blick haben. Ausblick und Dank Auch die erste Hälfte der zweiten Amtszeit des beim Deutschen Schützentag 2017 in Frankfurt am Main gewählten Präsidiums, das sich seitdem personell nur geringfügig verändert hat, ist jetzt vorbei. Die letzten beiden Jahre hielten einschneidende, auch für uns herausfordernde Entwicklungen bereit, wie die Flutkatastrophe im Ahrtal, die Inflation und den Ukrainekrieg. Wir sind aber auch dankbar für die vielen positiven Ereignisse, für die schönen Momente und für erfolgreiche Leistungen. Ich zähle dazu an erster Stelle das Durchhaltevermögen und die Einsatzbereitschaft unserer Mitglieder in der Zeit der Coronakrise. Auch wenn die Nachwirkungen spürbar sind und wir vorsichtig bleiben müssen, ist heute wieder alles unbeschränkt und offen, finden allenthalben wieder Wettkämpfe statt, die Schützenfeste bereichern wieder das gesellschaftliche Leben in den Städten und Gemeinden, die Schützenhäuser sind wieder zum Mittelpunkt eines lebendigen Vereinsgeschehens geworden. Im Oktober 2021 konnte der Bundesstützpunkt Wiesbaden/Frankfurt in Anwesenheit des World Archery -Präsidenten, des ISSF-Generalsekretärs des Wiesbadener Oberbürgermeisters, einer DOSB-Vizepräsidentin und weiterer hochkarätiger Gäste offiziell eröffnet werden. Seitdem bietet er unseren Nationalkadern und ambitionierten Breitensportlerinnen und Sportlern aus den Landesverbänden hochmoderne Schießanlagen, schöne Unterbringungsmöglichkeiten mit hervorragender Verpflegung und Seminarräume, die keine Wünsche offen lassen. Wir stehen mitten im vorolympischen Jahr. Die großen Quotenplatzturniere für die Spiele 2024 in Paris, u.a. die von uns auszurichtenden Weltmeisterschaften Bogenschießen im Juli in Berlin und die großen ISSF-Weltmeisterschaften im September in Baku/Aserbaidschan liegen noch vor uns. Drücken wir gemeinsam die Daumen, dass wir im nächsten Jahr wieder eine große, schlagkräftige und erfolgreiche Mannschaft zu den Olympischen Spielen schicken können.
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